aufgetischt hochvier
Ein Küchengespräch über Führung in Kirche und Wirtschaft
Abschlussarbeit
ifp Führungsakademie 2018–2020
von Jens Albers, Lena Höckerschmidt,
Björn Odendahl und Stephanie Jegliczka
"Führen, das heißt für mich ganz viel kommunizieren!"
"Jeder ist wichtig. Vom Ingenieur bis zur Putzfrau. Wer glaubt, dass er alleine etwas bewirken kann, der irrt."
Küchengespräch
Ein KüchengesprächFührung in Kirche und Wirtschaft
Zwischen Bratpfanne und Kochtopf sprechen Pfarreienchefin Christine Hölscher und Unternehmenschef Herbert Holtgreife über die eigenen Führungsstile, Einflüsse auf ihre Führungsrolle und die Disziplin der Selbstführung.
aufgetischt Der eigene Führungsstil
Christine Hölscher und Herbert Holtgreife sprechen über das Gleichgewicht vom Fördern und Fordern, von Vertrauen und Zutrauen sowie von Rollenverständnis und Teamzusammenstellung.
Der eigene FührungsstilAnerkennung
Der eigene FührungsstilRollenverständnis und Gleichgewicht
Der eigene FührungsstilFörderung und der gute Hirte
Der eigene FührungsstilKommunikative Kompetenz und Lernprozesse
Der eigene FührungsstilDiversität in Teams
Der eigene FührungsstilAn Menschen und mit Menschen gelernt
"Ein guter Hirte geht aber nicht voraus, sondern hinterher, er hält die Herde zusammen und behält sie im Blick."
aufgetischtEinflüsse auf den Führungsstil
Schon in der Kindheit und Jugend können die Weichen für den Führungsstil im späteren Berufsleben gestellt werden, wissen unsere beiden Protagonisten. Doch das allein genügt nicht. Ebenso wichtig sind prägende Vorbilder, Fehler, aus denen man lernt, und – natürlich – das richtige Coaching!
Einflüsse auf den FührungsstilFamilie
Einflüsse auf den FührungsstilCoaching
Einflüsse auf den FührungsstilWertschätzung und Körpersprache
"Ein guter Chef ist wie ein Fußballtrainer, der am Spielfeldrand einen guten Überblick behält, sich um seine Spieler kümmert …"
aufgetischtSelbstführung
Doch worauf sollte man sich verlassen? Auf Zahlen, Daten und Fakten oder die eigene Intuition? Welche Rolle dabei die eigene Selbstführung, Pausen und ein Leben außerhalb des Berufsalltags spielen, darüber sprechen Christine Hölscher und Herbert Holtgreife, während sie den leckeren Grünkohl servieren und probieren.
Einflüsse auf den FührungsstilScheitern
Einflüsse auf den FührungsstilKorrektive
"Es kommt auf mich an, aber es hängt nicht alles von mir ab."
Erfolgsrezept von Führungskräften
Grundrezept für große und kleine Unternehmungen:
- 1 Liter Kommunikation
- 750 g Vertrauen (am besten Bio)
- 500 g Wertschätzung
- 500 g Anerkennung
- zur optimalen Würzung:
Ein stimmiges Verhältnis von Fordern und Fördern - eine gehörige Portion Selbstkritik
- eine Prise Gelassenheit
- möglich ist der Einsatz von Coaching und Schulungen
Von Beginn der Zubereitung an braucht es gute Rahmenbedingungen für die Mitarbeitenden. Die Zutaten im richtigen Verhältnis zusammenmischen und je nach Umfeld und Situation fein abstimmen. Dazu ist der Einsatz von regelmäßigen Gesprächen erforderlich sowie die Anwendung von Reflexion und Lernbereitschaft.
Dauer der Zubereitung
Das Aneignen und Entwickeln der eigenen Führungskompetenzen können ein Berufsleben lang dauern und sind in der Regel nie abgeschlossen. Es sollte stets darauf geachtet werden, offen und bereit für Veränderungen zu sein.
Grünkohl à la chef
Grünkohl á la Chef Das Rezept zum Nachkochen
Grünkohl á la Chef Das Rezept zum Nachkochen
Grünkohl á la Chef
Grünkohl _ 1,5 kg
Zwiebeln _ 4 Stück
ausgelöstes Kasselerkotelett _ 500 g
Schweineschmalz _ 50 g
Schweineschmalz _ 2 EL
kleine festkochende Kartoffeln _ 800 g
Kohlwürste, frisch und geräuchert _ 8
Salz und Pfeffer
Zucker _ 2 EL
Piment
Senf _ 2 EL
- Grünkohl waschen und portionsweise kurz in kochendem
Wasser blanchieren. Kohl auf ein Sieb gießen, etwas abkühlen lassen und
grob hacken. Zwiebeln schälen und würfeln. Fleisch in Scheiben
schneiden. 50 g Schweineschmalz in einem Topf erhitzen. Kasseler darin
ca. 1 Minute von jeder Seite braten, herausnehmen. Zwiebeln im Bratfett
andünsten. Kohl und 500 ml Wasser dazugeben, aufkochen. Kasseler wieder
dazugeben und zugedeckt ca. 1 Stunde schmoren.
- Inzwischen Kartoffeln waschen und ca. 20 Minuten in
kochendem Wasser garen. Ca. 30 Minuten vor Ende der Garzeit Kohlwürste zum Grünkohl geben. Kartoffeln abgießen, abschrecken und
pellen. 2 EL Schmalz in einer Pfanne
erhitzen. Kartoffeln darin unter Wenden goldbraun braten, dabei mit
Salz würzen. Zucker darüberstreuen und karamellisieren lassen.
- Kasseler und Würste aus dem Grünkohl nehmen und warm
halten. Grünkohl mit Salz, Piment, Pfeffer und Senf abschmecken,
ggf. Haferflocken unterrühren. Grünkohl und Kartoffeln auf Tellern anrichten.
Guten Appetit!
Getränk:Ein kühles Bier passt hier am besten!
Guter Hirte oder Fußballtrainer? von Astrid Fleute // Kirchenbote // 2. Februar 2020
Guter Hirte oder Fußballtrainer? von Astrid Fleute // Kirchenbote // 2. Februar 2020
Jeder ist wichtig – vom Ingenieur bis zur Putzfrau
Das Setting passt zum Inhalt. Gute Rezepte – am besten probiert man sie in der Küche aus. Auch Rezepte für einen erfolgreichen Führungsstil können dort wunderbar diskutiert werden. Beim gemeinsamen Kochen sind sich Christine Hölscher und Herbert Holtgreife schnell einig, was ein guter Chef können sollte.
Beide sind Vorgesetzte, führen Mitarbeiter. Allerdings in sehr unterschiedlichen Bereichen. Ein Wirtschaftsunternehmen mit Umsatzdruck auf der einen, die Non-Profit-Gemeinde mit Seelsorge und christlicher Verkündigung auf der anderen Seite. Trotzdem stimmen ihre Vorstellungen über einen guten Führungsstil größtenteils überein. Der Umgang mit Macht muss überall verantwortungsvoll sein, betonen sie. Holtgreife, Gründer und langjähriger Chef des Unternehmens „Solarlux“ aus Melle, erinnert sich: „Früher gab der Chef Anweisungen. Es gab eine klare Hierarchie und es wurde nicht widersprochen.“ Er selbst habe darunter gelitten und eigentlich sei das auch ein Antrieb gewesen, selbst Chef zu werden, es besser zu machen. Seine Devise: „Ein Chef kämpft um die Leute, er ist mit allen im Gespräch.“ Und der Erfolg gibt dem 70-Jährigen recht. Sein Unternehmen, das mittlerweile von seinem Sohn geführt wird, hat 800 Mitarbeiter und ist weltweit erfolgreich tätig. Auch Christine Hölscher, seit Dezember Leiterin einer Pfarreiengemeinschaft, legt Wert auf einen ständigen Austausch mit Mitarbeitern und ehrenamtlich Engagierten: „Führen, das heißt für mich ganz viel kommunizieren!“
Auch die Bilder, die beide beim Kartoffelschälen heranziehen, ähneln sich: Für Herbert Holtgreife ist ein guter Chef wie ein Fußballtrainer, der am Spielfeldrand einen guten Überblick behält, sich um seine Spieler kümmert, aber nicht alles selbst machen muss.“ Fordern und Fördern, das müsse in einem guten Gleichgewicht zueinander sein. Und vor allem: Vertrauen, Wertschätzung und Anerkennung. „Jeder ist wichtig. Vom Ingenieur bis zur Putzfrau. Wer glaubt, dass er alleine etwas bewirken kann, der irrt“, plaudert der 70-Jährige munter drauflos. „Und wie ist das bei dir?“ Gar nicht so unterschiedlich. Auch Christine Hölscher ist es wichtig, sehr klar zu sein, Lernprozesse anzustoßen und zu begleiten, ihren Mitarbeitern zu vertrauen und ihnen gute Rahmenbedingungen für ihre Arbeit zu schaffen. Auch sie hat ein Bild parat: Den guten Hirten, der sich um seine Schafe sorgt. „Ein guter Hirte geht aber nicht voraus, sondern hinterher, er hält die Herde zusammen und behält sie im Blick.“ Und die Schafe? „Sie laufen nicht blind durch die Gegend. Sie wissen schon ganz gut selbst, wo die saftigen Wiesen sind.“ Ein Bild, das auch dem erfolgreichen Unternehmer gefällt. Er spinnt es weiter. „Das verlorene Schaf, das sind dann die Brennpunkte, die Probleme im Betrieb, um die sich ein Chef kümmern muss. Die Mitarbeiter müssen merken, dass in Krisensituationen jemand für sie da ist. Dann muss man gemeinsam Lösungen suchen.“
Die Kartoffeln sind gar, jetzt müssen die Zwiebeln angebraten werden. Frage an den Betriebschef: „Wer wird bei euch Führungskraft? Wer würzt den Laden?“ Antwort: „Wir sind höchst vorsichtig mit der Vergabe von Führungsposten. Wenn jemand scheitert, ist das immer schwer“, erklärt Herbert Holtgreife, dem das Prinzip von Ordensgemeinschaften gut gefällt: Sie wählen für eine befristete Zeit einen Oberen, der sich nach dieser Zeit wieder in die Gemeinschaft einreiht. Denn ein „saturiertes Sich-Zurücklehnen“ von Führungskräften sei für jeden Betrieb schlecht, betont er und schmort die Zwiebeln an.
Christine Hölscher reicht ihm die Kartoffeln. In der Kirche, sagt sie langsam, werde eigentlich zu wenig kritisch ausgewählt. „Führung ist noch zu sehr automatisch mit dem Weiheamt verbunden“, bedauert sie. „Es gibt Priester, die wollen führen und können es, andere wollen es gar nicht und müssen es, und wieder andere machen es und können es eigentlich nicht.“ Der kritische Blick sei auch hier überlebensnotwendig. In eine Führungsposition müsse man reinwachsen, sind beide überzeugt und blicken auf ihren eigenen Werdegang. Viele Lernprozesse, Selbstreflexionen sowie Coachings und Seminare haben sie in diese Aufgabe reinwachsen lassen.
Führung nicht automatisch mit dem Weiheamt verbinden
Überhaupt das Thema Personal – sowohl in der Kirche als auch in der Wirtschaft ist es eine überlebensnotwendige Ressource. Wie entwickele ich es? Wo bekomme ich es her? Holtgreife erinnert sich an ein drohendes Scheitern des Unternehmens, da er falsches Personal eingestellt hatte. „Führt ihr eigentlich auch Mitarbeitergespräche?“, interessiert es ihn. Für Christine Hölscher sind diese Gepräche ein wichtiges Element ihrer Führungskultur, damit sich Ehrenamtliche und Hauptamtliche gut entwickeln. Leider habe sie selbst so etwas als Mitarbeiterin selten erlebt. „Es gab nur Teamgespräche.“
Ein guter Chef kümmert sich aber nicht nur um seine Mitarbeiter, sondern auch um sich selbst. „Auch ein Chef macht mal Pause. Das ist ein ganz wichtiges Zeichen. So kann ich mit neuer Energie wieder starten“, erzählt Christine Hölscher. Holtgreife stimmt sofort zu, er hat Familie, pflegt bewusst seine Hobbies. „Burnout ist ein großes Thema“, weiß er aus Erfahrung. Ein guter Chef brauche daher auch eine gewisse Portion Gelassenheit, betonen beide übereinstimmend. Der Grünkohl und die Bratkartoffeln sind mittlerweile fertig. Ein letztes Resumee am Küchentisch: „Es kommt auf mich an, aber es hängt nicht alles vor mir ab.“ Sowohl in Kirche als auch in der Wirtschaft.
Wir wollen Danke sagen ...
bei Christine Hölscher und Herbert Holtgreife für ihre Zeit, das gute Gespräch und den leckeren Grünkohl mit Bratkartoffeln.
bei der Presse- und Öffentlichkeitsabteilung des Bistums Osnabrück – ganz speziell bei Kai Mennigmann und Hermann Haarmann für die offenen Ohren, die eingebrachten Ideen und die Unterstützung bei den Dreharbeiten.