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aufgetischt hochvier // Ein Küchengespräch

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aufgetischt hochvier






Abschlussarbeit
ifp Führungsakademie 2018–2020


von Jens Albers, Lena Höckerschmidt,
Björn Odendahl und Stephanie Jegliczka
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Ein Liter Kommunikation, 500 Gramm Wertschätzung und eine Prise Gelassenheit: Sind das die Zutaten des Erfolgsrezepts, mit dem die Führung von Mitarbeiter_innen gelingt? Wir wollten es genauer wissen und haben dafür zwei Menschen in Führungspositionen ins Gespräch – und wortwörtlich zum Kochen – gebracht, die auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam haben.

Auf der einen Seite Herbert Holtgreife: 1983 gründete er die Firma Solarlux und machte sie in seinen 30 Jahren als Geschäftsführer vom Zwei-Mann-Betrieb zum Weltmarktführer für Glas-Faltwände mit heute 800 Mitarbeitern. Auf der anderen Seite kocht Christine Hölscher. Sie arbeitet für die Katholische Kirche und leitet seit 2019 die Pfarreiengemeinschaft Bad Iburg/Glane im Bistum Osnabrück. Das ist gleich doppelt ungewöhnlich, weil diese Aufgabe in der Vergangenheit nur geweihten Männern zukam.

So unterschiedlich die beiden sind, mussten und müssen sie sich doch die gleichen Fragen stellen: Wie lernt man eigentlich das Führen? Warum sind Mitarbeitergespräche sinnvoll? Und wie schafft man es bei einem so anspruchsvollen Job, noch Zeit für sich selbst und die Familie zu haben? Darüber haben Christine Hölscher und Herbert Holtgreife miteinander gesprochen, während sie gemeinsam am Herd gestanden haben.

Das Ergebnis tischen Ihnen die angehenden Führungskräfte Lena, Stephanie, Jens und Björn nun auf – in aufgetischt hochvier.
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Christine Hölscher
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Herbert Holtgreife
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Küchengespräch

Wie muss ein gute_r Chef_in sein? Und wie gelingt Führung? Und noch viel wichtiger: Wie kocht man gemeinsam einen guten Grünkohl?

Zwischen Bratpfanne und Kochtopf sprechen Pfarreienchefin Christine Hölscher und Unternehmenschef Herbert Holtgreife über die eigenen Führungsstile, Einflüsse auf ihre Führungsrolle und die Disziplin der Selbstführung.

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Welche Prioritäten setze ich als Führungskraft? Wie verstehe ich meine Rolle als Chef_in? Was kann ich von Mitarbeiter_innen lernen für meine Führung?

Christine Hölscher und Herbert Holtgreife sprechen über das Gleichgewicht vom Fördern und Fordern, von Vertrauen und Zutrauen sowie von Rollenverständnis und Teamzusammenstellung.
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Christine Hölscher
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Musste ich mich um meine jüngeren Geschwister kümmern oder war ich selbst das Nesthäkchen?

Schon in der Kindheit und Jugend können die Weichen für den Führungsstil im späteren Berufsleben gestellt werden, wissen unsere beiden Protagonisten. Doch das allein genügt nicht. Ebenso wichtig sind prägende Vorbilder, Fehler, aus denen man lernt, und – natürlich – das richtige Coaching!
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Herbert Holtgreífe
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Es ist noch kein_e Meister_in vom Himmel gefallen: auch Führungskräfte scheitern. „Je höher man steigt, desto härter ist der Aufschlag“, weiß Herbert Holtgreife.

Doch worauf sollte man sich verlassen? Auf Zahlen, Daten und Fakten oder die eigene Intuition? Welche Rolle dabei die eigene Selbstführung, Pausen und ein Leben außerhalb des Berufsalltags spielen, darüber sprechen Christine Hölscher und Herbert Holtgreife, während sie den leckeren Grünkohl servieren und probieren.
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Fazit von Christine Hölscher und Herbert Holtgreife
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Es gibt zahlreiche Führungskräfte und Führungsstile. Alle haben ihr eigenes Erfolgsrezept. In vielen Punkten können sich diese Eigenschaften und Zusammensetzungen "schmackhafter" Führungspersönlichkeiten überschneiden. Wir haben die wichtigsten Komponenten zusammengestellt:

Grundrezept für große und kleine Unternehmungen:
  • 1 Liter Kommunikation
  • 750 g Vertrauen (am besten Bio)
  • 500 g Wertschätzung
  • 500 g Anerkennung
  • zur optimalen Würzung:
    Ein stimmiges Verhältnis von Fordern und Fördern
  • eine gehörige Portion Selbstkritik
  • eine Prise Gelassenheit
  • möglich ist der Einsatz von Coaching und Schulungen
Vor- und Zubereitung
Von Beginn der Zubereitung an braucht es gute Rahmenbedingungen für die Mitarbeitenden. Die Zutaten im richtigen Verhältnis zusammenmischen und je nach Umfeld und Situation fein abstimmen. Dazu ist der Einsatz von regelmäßigen Gesprächen erforderlich sowie die Anwendung von Reflexion und Lernbereitschaft.

Dauer der Zubereitung
Das Aneignen und Entwickeln der eigenen Führungskompetenzen können ein Berufsleben lang dauern und sind in der Regel nie abgeschlossen. Es sollte stets darauf geachtet werden, offen und bereit für Veränderungen zu sein.
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Grünkohl à la chef

Grünkohl á la Chef

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Zutaten für 4 Personen
Grünkohl _ 1,5 kg
Zwiebeln _ 4 Stück
ausgelöstes Kasselerkotelett _ 500 g
Schweineschmalz _ 50 g
Schweineschmalz _ 2 EL
kleine festkochende Kartoffeln _ 800 g
Kohlwürste, frisch und geräuchert _ 8
Salz und Pfeffer
Zucker _ 2 EL
Piment
Senf _ 2 EL


  1. Grünkohl waschen und portionsweise kurz in kochendem Wasser blanchieren. Kohl auf ein Sieb gießen, etwas abkühlen lassen und grob hacken. Zwiebeln schälen und würfeln. Fleisch in Scheiben schneiden. 50 g Schweineschmalz in einem Topf erhitzen. Kasseler darin ca. 1 Minute von jeder Seite braten, herausnehmen. Zwiebeln im Bratfett andünsten. Kohl und 500 ml Wasser dazugeben, aufkochen. Kasseler wieder dazugeben und zugedeckt ca. 1 Stunde schmoren.

  2. Inzwischen Kartoffeln waschen und ca. 20 Minuten in kochendem Wasser garen. Ca. 30 Minuten vor Ende der Garzeit Kohlwürste zum Grünkohl geben. Kartoffeln abgießen, abschrecken und pellen. 2 EL Schmalz in einer Pfanne erhitzen. Kartoffeln darin unter Wenden goldbraun braten, dabei mit Salz würzen. Zucker darüberstreuen und karamellisieren lassen.

  3. Kasseler und Würste aus dem Grünkohl nehmen und warm halten. Grünkohl mit Salz, Piment, Pfeffer und Senf abschmecken, ggf. Haferflocken unterrühren. Grünkohl und Kartoffeln auf Tellern anrichten.

    Guten Appetit!
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Empfehlung der Projektgruppe
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Jeder ist wichtig – vom Ingenieur bis zur Putzfrau

Foto: Jens Albers
Foto: Jens Albers
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Wie muss ein guter Chef sein? Und wie gelingt Führung? Zwischen Bratpfanne und Kochtopf diskutieren Pfarreienchefin Christine Hölscher und Unternehmenschef Herbert Holtgreife über ihre Erfahrungen in Kirche und Wirtschaft - und entdecken viele Gemeinsamkeiten.

Das Setting passt zum Inhalt. Gute Rezepte – am besten probiert man sie in der Küche aus. Auch Rezepte für einen erfolgreichen Führungsstil können dort wunderbar diskutiert werden. Beim gemeinsamen Kochen sind sich Christine Hölscher und Herbert Holtgreife schnell einig, was ein guter Chef können sollte.

Beide sind Vorgesetzte, führen Mitarbeiter. Allerdings in sehr unterschiedlichen Bereichen. Ein Wirtschaftsunternehmen mit Umsatzdruck auf der einen, die Non-Profit-Gemeinde mit Seelsorge und christlicher Verkündigung auf der anderen Seite. Trotzdem stimmen ihre Vorstellungen über einen guten Führungsstil größtenteils überein. Der Umgang mit Macht muss überall verantwortungsvoll sein, betonen sie. Holtgreife, Gründer und langjähriger Chef des Unternehmens „Solarlux“ aus Melle, erinnert sich: „Früher gab der Chef Anweisungen. Es gab eine klare Hierarchie und es wurde nicht widersprochen.“ Er selbst habe darunter gelitten und eigentlich sei das auch ein Antrieb gewesen, selbst Chef zu werden, es besser zu machen. Seine Devise: „Ein Chef kämpft um die Leute, er ist mit allen im Gespräch.“ Und der Erfolg gibt dem 70-Jährigen recht. Sein Unternehmen, das mittlerweile von seinem Sohn geführt wird, hat 800 Mitarbeiter und ist weltweit erfolgreich tätig. Auch Christine Hölscher, seit Dezember Leiterin einer Pfarreiengemeinschaft, legt Wert auf einen ständigen Austausch mit Mitarbeitern und ehrenamtlich Engagierten: „Führen, das heißt für mich ganz viel kommunizieren!“

Auch die Bilder, die beide beim Kartoffelschälen heranziehen, ähneln sich: Für Herbert Holtgreife ist ein guter Chef wie ein Fußballtrainer, der am Spielfeldrand einen guten Überblick behält, sich um seine Spieler kümmert, aber nicht alles selbst machen muss.“ Fordern und Fördern, das müsse in einem guten Gleichgewicht zueinander sein. Und vor allem: Vertrauen, Wertschätzung und Anerkennung. „Jeder ist wichtig. Vom Ingenieur bis zur Putzfrau. Wer glaubt, dass er alleine etwas bewirken kann, der irrt“, plaudert der 70-Jährige munter drauflos. „Und wie ist das bei dir?“ Gar nicht so unterschiedlich. Auch Christine Hölscher ist es wichtig, sehr klar zu sein, Lernprozesse anzustoßen und zu begleiten, ihren Mitarbeitern zu vertrauen und ihnen gute Rahmenbedingungen für ihre Arbeit zu schaffen. Auch sie hat ein Bild parat: Den guten Hirten, der sich um seine Schafe sorgt. „Ein guter Hirte geht aber nicht voraus, sondern hinterher, er hält die Herde zusammen und behält sie im Blick.“ Und die Schafe? „Sie laufen nicht blind durch die Gegend. Sie wissen schon ganz gut selbst, wo die saftigen Wiesen sind.“ Ein Bild, das auch dem erfolgreichen Unternehmer gefällt. Er spinnt es weiter. „Das verlorene Schaf, das sind dann die Brennpunkte, die Probleme im Betrieb, um die sich ein Chef kümmern muss. Die Mitarbeiter müssen merken, dass in Krisensituationen jemand für sie da ist. Dann muss man gemeinsam Lösungen suchen.“

Die Kartoffeln sind gar, jetzt müssen die Zwiebeln angebraten werden. Frage an den Betriebschef: „Wer wird bei euch Führungskraft? Wer würzt den Laden?“ Antwort: „Wir sind höchst vorsichtig mit der Vergabe von Führungsposten. Wenn jemand scheitert, ist das immer schwer“, erklärt Herbert Holtgreife, dem das Prinzip von Ordensgemeinschaften gut gefällt: Sie wählen für eine befristete Zeit einen Oberen, der sich nach dieser Zeit wieder in die Gemeinschaft einreiht. Denn ein „saturiertes Sich-Zurücklehnen“ von Führungskräften sei für jeden Betrieb schlecht, betont er und schmort die Zwiebeln an.

Christine Hölscher reicht ihm die Kartoffeln. In der Kirche, sagt sie langsam, werde eigentlich zu wenig kritisch ausgewählt. „Führung ist noch zu sehr automatisch mit dem Weiheamt verbunden“, bedauert sie. „Es gibt Priester, die wollen führen und können es, andere wollen es gar nicht und müssen es, und wieder andere machen es und können es eigentlich nicht.“ Der kritische Blick sei auch hier überlebensnotwendig. In eine Führungsposition müsse man reinwachsen, sind beide überzeugt und blicken auf ihren eigenen Werdegang. Viele Lernprozesse, Selbstreflexionen sowie Coachings und Seminare haben sie in diese Aufgabe reinwachsen lassen.

Führung nicht automatisch mit dem Weiheamt verbinden

Überhaupt das Thema Personal – sowohl in der Kirche als auch in der Wirtschaft ist es eine überlebensnotwendige Ressource. Wie entwickele ich es? Wo bekomme ich es her? Holtgreife erinnert sich an ein drohendes Scheitern des Unternehmens, da er falsches Personal eingestellt hatte. „Führt ihr eigentlich auch Mitarbeitergespräche?“, interessiert es ihn. Für Christine Hölscher sind diese Gepräche ein wichtiges Element ihrer Führungskultur, damit sich Ehrenamtliche und Hauptamtliche gut entwickeln. Leider habe sie selbst so etwas als Mitarbeiterin selten erlebt. „Es gab nur Teamgespräche.“
Ein guter Chef kümmert sich aber nicht nur um seine Mitarbeiter, sondern auch um sich selbst. „Auch ein Chef macht mal Pause. Das ist ein ganz wichtiges Zeichen. So kann ich mit neuer Energie wieder starten“, erzählt Christine Hölscher. Holtgreife stimmt sofort zu, er hat Familie, pflegt bewusst seine Hobbies. „Burnout ist ein großes Thema“, weiß er aus Erfahrung. Ein guter Chef brauche daher auch eine gewisse Portion Gelassenheit, betonen beide übereinstimmend. Der Grünkohl und die Bratkartoffeln sind mittlerweile fertig. Ein letztes Resumee am Küchentisch: „Es kommt auf mich an, aber es hängt nicht alles vor mir ab.“ Sowohl in Kirche als auch in der Wirtschaft.
Foto: Jens Albers
Foto: Jens Albers
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bei Christine Hölscher und Herbert Holtgreife für ihre Zeit, das gute Gespräch und den leckeren Grünkohl mit Bratkartoffeln.

bei der Presse- und Öffentlichkeitsabteilung des Bistums Osnabrück – ganz speziell bei Kai Mennigmann und Hermann Haarmann für die offenen Ohren, die eingebrachten Ideen und die Unterstützung bei den Dreharbeiten.

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